Als Reaktion auf diese Scams gründen Menschen zahlreiche Online-Foren. In diesen tauschen sich betroffene Personen über ihrer Betrugserfahrungen aus. Einige von diesen Personen schließen sich als sogenannte Scambaiter zusammen. Sie machen es sich zur Aufgabe, gegen diese Betrugsmaschen vorzugehen und Scammer mit ihren eigenen Mitteln im digitalen Raum zu begegnen.
In einer Form von Rollenspielen versuchen diese Personen, die Scammer an sich zu binden. Sie beantworten die Scam-E-Mails und geben sich als leichtes Ziel aus. Dieser Nachrichten-Austausch zielt darauf ab, möglichst viel Zeit der Scammer zu vergeuden. Die meisten dieser Betrüger_innen mit Standort in Nigeria operieren aus Internet-Café heraus.
Sie nutzen die öffentlich zugänglichen Internetverbindungen, um ihre digitalen Spuren zu verwischen. Die Scambaiter beabsichtigen, die Scammer auszutricksen und sie zu unterschiedlichen, teils perversen und moralisch fragwürdigen Aktionen zu bringen. Diese Rollenspiele können sehr grausam sein.
Die Grenzen von Gutgläubigkeit, Missbrauch, Macht und Dominanz verwischen und verschmelzen. Es entsteht eine seltsame Verbindung zwischen diesen Personengruppen, die die Rollen der Scammer und der Scambaiter vertauscht, mischt und negiert.
Meist können solche Glaubwürdigkeitstests mit einem Dokument, das der Scammer ausfüllen muss, beginnen. Es folgen spezifische Aufforderung, Dinge zu tun, Gegenstände herzustellen, einer Religion beizutreten oder sich tätowieren zu lassen.
Im Online-Forum gibt es zahlreiche solcher E-Mail Verläufe nachzulesen. Diese verschiedenen Geschichten und die darin gesammelten Medien (Videos, Fotografien, Gemälde, Skulpturen und Performances) werden als Gewinn gesehen und in einem Trophäenraum04 ausgestellt. Beim Betrachten dieses Trophäenraums fühlt man sich an ein virtuelles Museum erinnert.
Die abgebildeten Konversationen zwischen diesen Personengruppen werden als Zeitzeugnisse mit aufgelistet. Die Scambaiter schreiben meist dazu eine kurze Zusammenfassung und ihre jeweiligen moralisch fragwürdigen Absichten in den Gesprächen mit den Scammern.
Es entstehen Dokumente, Briefromane und neue literarische Erzählstrukturen, die ein Licht auf die beteiligten Personen werfen.